Die Regeln beim Poker

Von „den“ Pokerregeln zu sprechen wäre falsch, da es sich beim Poker um eine Kartenspielfamilie handelt. Und wie in jeder Familie hat jedes Familienmitglied einen ganz eigenen Charakter und folgt eigenen Regeln. Doch es gibt unter Geschwistern und Eltern auch viele Gemeinsamkeiten, die vererbt wurden. So folgen die einzelnen Spiele der Pokerfamilie auch einigen grundlegenden Regeln, die sich überschneiden.

Die Begriffe beim Poker

Um dem Spielverlauf eines Pokerspiels folgen und seine eigene Strategie optimal darauf abstimmen zu können, sollte man sich die speziellen Fachbegriffe einprägen, die beim Poker verwendet werden. Zwar hat das Spiel französische Wurzeln, doch seine Blüte erfuhr das Pokerspiel im angloamerikanischen Sprachraum, so dass es nicht verwunderlich ist, dass heute hauptsächlich englische Begriffe verwendet werden. Diese sind zum Teil als geflügelte Worte sogar in den alltäglichen Sprachgebrauch eingeflossen. Beispielhaft sind die Begriffe „Jackpot“ und „Bluffen“. Für jede Pokervariante wurden zudem ganz eigene Begriffe entwickelt, so dass diese differenziert betrachtet werden müssen, um sie korrekt anzuwenden und zu verstehen. Die folgenden Begriffe sind allerdings grundlegend beim Pokern und sollten bekannt sein:

1. Bet

Der Begriff „Bet“ bezeichnet dein Einsatz, den ein Spieler zu Beginn einer Setzrunde tätigen muss. In einem Spiel mit festgesetztem Limit wird er zudem als Bezeichnung für den Standardeinsatz verwendet.

2. Call

Bei einem Call wird der Einsatz gehalten, den der Spieler zuvor getätigt hat. Es wird also derselbe Betrag in den Pot eingezahlt, den der Spieler zuvor getätigt hat.

3. Check

Mit einem Check schiebt ein Spieler, er übergibt die Spielinitiative an den nächsten Spieler weiter, ohne einen Einsatz zu tätigen. Dieser Schritt ist nur zulässig, solange in einer Runde kein Einsatz getätigt wurde.

4. Raise

Beim Rais erhöht ein Spieler den Einsatz, den der Spieler zuvor getätigt hat und zahlt einen höheren Wettbetrag in den Pot ein. Der erhöhte Betrag gilt als neuer Mindestbetrag beim Setzen, wenn ein Spieler den Zug „Call“ wählt.

5. Fold

Mit einem Fold passt ein Spieler. Er steigt aus dem Spiel aus und legt seine Karten verdeckt beiseite. Seine Einsätze sind für ihn verloren, sie verbleiben im Pot.

6. Blind

Bei den Blinds handelt es sich um die Mindesteinsätze, welche die Spieler vor dem Spiel tätigen müssen, die links neben dem Dealer beziehungsweise nominellen Geber sitzen. Der Spieler, der in erster Position links neben dem Dealer sitzt, setzt den Small Blind, den zuvor festgesetzten Mindesteinsatz. Der Spieler links neben dem Small Blind muss den Big Blind einzahlen, einen Betrag, der in der Regel das Doppelte des Small Blind darstellt. In einigen Spielvariationen wird zugelassen, dass ein neuer Spieler in eine bereits laufende Runde einsteigt. In diesem Fall muss er ebenfalls den Big Blind einzahlen, um am Spiel teilnehmen zu dürfen.

7. Pot

Der Begriff Pot bezeichnet beim Poker die Summe aller eingezahlten Chips beziehungsweise des Bargelds, um das gespielt wird.

Die Grundregeln des Spiels

1. Der Geber

Die Funktion des Kartengebers wechselt nach jeder beendeten Runde. Der Geber ist in den Casinos stets ein Angestellter des Unternehmens. Damit die Funktionen des Small und Big Blinds jedoch von allen Spielern gleichermaßen übernommen wird, erhalten die Spieler einen sogenannten Dealerbutton, der im Uhrzeigersinn weitergereicht wird und den jeweiligen Spieler symbolisch zum Geber erklärt. Bei privaten Spielen ist dieser Button in der Regel unüblich, da der Geber im Uhrzeigersinn wechselt.

2. Anzahl der Spieler

Je nach Spielvariante, Casino oder privaten Veranstaltungen kann die Anzahl der zugelassenen Spieler stark variieren. Ein Pokerspiel kann im Grunde bereits mit zwei Spielern durchgeführt werden, was allerdings den Spielspaß stark trübt. Vier bis fünf Spieler sind vor allem bei privaten Bereichen die Regel. In Spielhallen können bis zu elf Spieler an einer Pokerrunde teilnehmen.

3. Spielzüge in einer Setzrunde

Die Spieler haben beim Poker mehrere Spielzüge zur Verfügung, wobei nicht alle Spielzüge in allen Setzrunden zur Verfügung stehen. Schieben (Check), also den ersten Einsatz an den nächsten Spieler weitergeben, kann nur in der ersten Runde vorgenommen werden, wenn noch kein Einsatz getätigt wurde. In der ersten Runde kann auch der erste Einsatz (Bet) getätigt werden, an dem sich alle weiteren Einsätze orientieren. Wurde der erste Einsatz vorgenommen können die Spieler diesen halten (Call), den Einsatz erhöhen (Raise) oder aus dem Spiel aussteigen (Fold), wobei alle getätigten Einsätze verloren gehen.

4. Mindest- und Höchsteinsätze

Ganz gleich ob bei privaten Spielen oder in Casinos, in der Regel werden vor dem Spiel feste Mindest- und Höchsteinsätze festgelegt. Bei einigen Spielvarianten wird zudem vom Spieler ein Betrag gefordert, der zu zahlen ist, um am Spiel teilnehmen zu dürfen. Die Einsätze werden mittels sogenannter Blinds und Antes getätigt, wobei die Blinds von jedem Spieler im Uhrzeigersinn getätigt werden müssen, beginnend vom Spieler, der sich links neben dem Dealer befindet.

Grundsätzlicher Ablauf des Spiels

Zu Beginn einer Spielrunde tätigen die Spieler einen Einsatz, wobei sie je nach Spielvariante ein vollständiges oder noch unvollständiges Blatt in der Hand halten. Die Einsätze werden, begonnen vom ersten Spieler links vom (nominellen) Geber, im Uhrzeigersinn vor sich auf dem Spieltisch platziert. Die Setzrunde endet, wenn alle Spieler entweder ihren Einsatz getätigt haben oder ausgestiegen sind. Werden in einer Setzrunde Erhöhungen durchgeführt, wird die Runde fortgesetzt, bis keine Erhöhung des Einsatzes mehr erfolgt. Nach jeder Setzrunde können entweder neue Karten gekauft werden, wie etwa beim Five Card Draw, oder der Geber teilt eine weitere Runde Karten aus, mit denen die Hand der Spieler vervollständigt wird.

Diese Prozedur wird in den folgenden Setzrunden fortgesetzt, alle Einsätze der Spieler wandern in den Pot, den der Gewinner erhält. Eine Spielrunde umfasst in der Regel drei Setzrunden, wobei sich dies je nach Spielvariation ändern kann. Den Pot erhält nach Ablauf aller Setzrunden der Spieler, der das Blatt mit der höchsten (oder niedrigsten in den High/Low-Spielen) Wertung vorweisen kann, beziehungsweise der Spieler, der als einziger am Tisch aktiv ist, nachdem seine Konkurrenten ausgestiegen sind.

Die Wettrunden

In jeder Pokervariante gibt es verschiedene Wettrunden, in der die Spieler zumeist auf ihre noch unvollständige Hand wetten. Die Wettrunde beginnt in der Regel mit dem Einsatz des Spielers, der links vom Dealer oder nominellen Geber sitzt und wandert dann im Uhrzeigersinn um den Tisch. Der erste Spieler hat in vielen Variationen auch die Möglichkeit, nicht zu setzen und den Einsatz zu „schieben“. Damit hat der nächste Spieler die Möglichkeit des ersten Einsatzes. Dies wird ebenfalls im Uhrzeigersinn fortgesetzt, bis ein Spieler einen Einsatz wagt.

Sobald ein Einsatz erfolgt ist, haben alle weiteren Spieler die Möglichkeit, den Einsatz zu halten, ihn zu erhöhen oder aus dem Spiel auszusteigen. Eine Wettrunde endet, wenn kein Spieler am Tisch den Einsatz mehr erhöht. Nach dem Austeilen der nächsten Karten folgt eine neue Wettrunde. Eine Wettrunde endet auch, wenn alle Spieler bis auf einen aussteigen. In diesem Fall endet das gesamte Spiel, der letzte aktive Spieler erhält den Pot.

Showdown

Sind nach der letzten Wettrunde noch zwei aktive Spieler am Tisch, kommt es zum Showdown, in welchem beide Spieler ihre Gewinnansprüche anmelden. Der Spieler, der in der vorangegangenen Wettrunde zuletzt den Einsatz erhöht hat, legt als erster seine Karten offen. Wenn kein Spieler den Einsatz erhöht hat, legt der Spieler die Karten zuerst offen, der den ersten Einsatz getätigt hat,. Die anderen aktiven Spieler können entscheiden, ob sie ihre Karten offenlegen. Ist der Wert ihrer Hand geringer, können sie ihre Karten verdeckt beiseitelegen. Melden sie einen Gewinnanspruch an, müssen sie ihre Karten zum Vergleich offenlegen.

Klassische Kartenkombinationen

HandKombinationenWahrscheinlichkeitBeschreibung
High Card23.294.46050,12%Eine einzelne Karte mit dem höchsten Wert im Spiel
One pair58.627.80042,26%Zwei Karten mit dem gleichen Wert
Two pair31.433.4004,75%Zwei Paare mit Karten des jeweils gleichen Wertes
Three of a kind6.461.6202,11%Drei Karten, die den gleichen Wert aufweisen
Straight6.180.0200,34%Fünf Karten, deren Wert aufeinanderfolgt
Flush4.047.6440,18%Fünf beliebige Karten, welche die Farbe aufweisen
Full house3.473.1840,144%Ein Paar und ein Drilling
Four of a kind224.8480,024%Vier Karten mit gleichem Wert
Straight Flush37.2600,0014%Fünf aufeinanderfolgende Karten, welche die gleiche Farbe aufweisen
Royal Flush4.3240,00015%Kombination aus Karten von 10 bis Ass in der gleichen Farbe

Varianten des Spiels und Sonderregeln

„Five Card Stud“, der Klassiker der Pokerspieler, der aus zahlreichen Western bekannt ist, stellt schon lange nicht mehr das Standardspiel der Pokerfamilie dar. Im Laufe der Zeit haben sich zahlreiche Variationen des Spiels wie das Stud oder Draw Poker etabliert, die dem Klassiker den Rang abgelaufen haben und öfter gespielt werden als das ursprüngliche Spiel. Diese Spiele unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht, etwa bei der Anzahl der ausgeteilten offenen und verdeckten Karten oder der Wettrunden. Auch innerhalb der Variationen greifen zahlreiche Sonderregeln.

So darf ein Spieler in manchen Variationen zu Beginn eines Spiels erst setzen, wenn er eine bestimmte Mindesthand hat. Bei der Spielvariation „Let it ride“ erhält der Spieler erst Geld, wenn er eine bessere Hand vorzuweisen hat als ein paar Zehnen. Zudem können dem Talon Joker hinzugefügt oder Karten zu Jokern erklärt werden. Diese erhalten wahlweise den Wert anderer Karten. Auf diese Weise können Spieler auch einen Fünfling auf der Hand haben.